Revolution aus dem Hinterhalt? Mutmaßliche Scharfschützen vom Maidan gestehen ihre Tat
Zum vierten Mal jährt sich im November 2017 der Anfang der Maidan-Proteste in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Die Proteste, initiiert infolge der Entscheidung der damaligen Regierung, das Assoziierungsabkommen mit der EU nicht zu unterfertigen, haben am Ende auf folgenschwere Weise Früchte getragen. Nach drei Monaten der Straßenkämpfe zwischen bewaffneten Aufständischen und der Polizei gelang es der so genannten Opposition, den gewählten Präsidenten des Landes, Wiktor Janukowytsch, aus dem Land zu jagen. Die siegreichen Putschisten haben seine Partei und deren Verbündete zerschlagen, das Land regiert seither eine Allianz aus neoliberalen und ultranationalistischen Kräften.
Mit dem Staatsstreich stürzte das Land in eine Krise, die zur Abspaltung der Autonomen Republik Krim und zum Bürgerkrieg im Osten des Landes geführt hat. Eine Lösung ist nicht in Sicht. Westliche Staaten, darunter Deutschland, machen Russland für diese Krise verantwortlich, anderslautende Stimmen werden als marginal und prorussisch gebrandmarkt.
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In diesem Narrativ ist der Mythos von einem edlen Aufbegehren des Volkes, das einen korrupten prorussischen Präsidenten zurecht aus dem Amt gejagt habe, von zentraler Bedeutung. Von daher heißen die Proteste „Euromaidan“ – also im Namen alles Guten, für das angeblich wie nichts anderes Europa steht – oder „Revolution der Würde“. Zentral in diesem Narrativ sind, wie bei jeder Revolution, deren „Blutzeugen“, in diesem Fall etwa hundert getötete Kämpfer der Aufständischen, die hauptsächlich am 20. Februar von unbekannten Schützen erschossen wurden. Vom ersten Tag an hat man sie zu Märtyrern der so genannten Himmlischen Hundertschaft verklärt. Ihr Kult wird seitdem in die hintersten Winkel des Landes getragen.
Frühe Zweifel an offizieller Version
Die Regierung in Kiew, ukrainische Mainstreammedien und die offizielle Öffentlichkeit machen für den Tod der Kämpfer nach wie vor den Ex-Präsidenten Wiktor Janukowytsch und dessen vermeintliche Gönner in Moskau verantwortlich. Allerdings ist diese Version, die man von Anfang an ohne stichhaltige Beweise präsentiert hatte und die bislang nur in einem Gerichtsurteil – gegen einen Berkut-Polizisten – zur Sprache kam, spätestens seit dem 16. November als eine Legende entlarvt, zumindest wenn man den Protagonisten einer italienischen Dokumentation glaubt. Demnach seien Kämpfer einer Spezialeinheit unter dem Kommando des ehemaligen georgischen Präsidenten Micheil Saakaschwili die wahren Verantwortlichen. Drei von ihnen stellten sich dem italienischen Journalisten und Autor des Films „Ukraine: Verborgene Wahrheit“, Gian Micalessin, und gestanden ihre Tat – zunächst vor der Kamera.
An verschiedenen Orten gefilmt, erzählen sie eine an sich schlüssige Geschichte, die sich mit zahlreichen bereits zuvor zutage getretenen Indizien deckt: etwa jenen, die darauf hinweisen, dass die Schüsse auf die aufständischen Kämpfer und die Polizisten in der Nähe des Maidan eine False-Flag-Operation waren. Diese war vor langer Hand geplant, ausgeführt hat man sie in einem dafür geeigneten Moment, als der Aufstand zu ermüden schien und es nach einer Einigung zu einem friedlichen und verfassungsmäßigen Machtübergang zwischen der Opposition und dem Präsidenten aussah.
Den drei Männern Koba Negradse, Alexander Rewasischwili und Salogi Kwaratschelia, allesamt Anfang 50, zufolge sind diese und ihre Kollegen aus Georgien am 15. Januar 2014 nach Kiew angereist. Ihre Auftraggeber gaben ihnen gefälschte Ausweise, nach ihrer Ankunft in einem Hotel brachte man sie direkt zum Maidan. Ihr Organisator und Verbindungsmann war Mamuka Mamulaschwili, später Chef einer Einheit aus Ausländern im Donbass-Krieg. Ursprünglich war dieser Berater des früheren georgischen Präsidenten Micheil Saakaschwili und hochrangiger Offizier in dessen Sicherheitsdienst.
„Auf wen sollen wir schießen?“
Der Spezialauftrag der Truppe in der Ukraine war, „einen Befehl“ auszuführen, sagt einer der Männer, Koba Negradse. Er weist sich vor der Kamera aus. „Wir hatten keine andere Wahl“, fügte er hinzu, der Befehl sei direkt von Saakaschwili gekommen. Dieser galt als erfolgreicher Organisator einer so genannten Farbrevolution. Die Rosen-Revolution galt jedoch als friedlich. Die Aussage macht stutzig: Offiziell hatte Saakaschwili zu diesem Zeitpunkt keine Befehlsgewalt mehr über irgendwelche georgischen Einheiten, da im Oktober 2013 seine Amtszeit als Präsident geendet hatte und er längst in den USA weilte. Glaubt man den Zeugen aus der Truppe, scheint er jedoch ungeachtet dessen Teil einer Befehlskette gewesen zu sein, deren Anordnungen sie für bindend erachtet haben.
In der Ukraine sollten die georgischen Kämpfer zunächst die Spezialeinheiten der Polizei, die Berkut, nur provozieren, nicht töten. Der unmittelbare Befehlshaber in Kiew war Sergej Paschinski. Damals leitete dieser zusammen mit Andrej Parubi den bewaffneten Aufstand auf dem Maidan. Heute ist Parubi der Rada-Vorsitzende, Paschinski – ein Mann mit krimineller Vergangenheit, die auch Tötungsdelikte beinhaltete – ist ebenso Abgeordneter.
Während seines Interviews erklärt Alexander Rewasischwili, ein ausgebildeter Schütze, er und seine Mitstreiter hätten in der Ukraine „Gewehre, AKMs und Pistolen vom Typ Makarow samt Patronen, taschenweise“ vorgefunden. Ein TV-Bericht auf seinem Telefon zeigt ihn vor einem Zelt mit georgischer Flagge auf dem Maidan: Bis zur Kulmination blieben nur noch wenige Tage. Alle Georgier im Film erzählen in Details, wie die Waffen verteilt wurden:
Auf wen sollen wir schießen und wo?“, fragte Negradse.
Paschinski erklärt: „Egal, Hauptsache Chaos stiften.“ Am 20. Februar am frühen Morgen sollten sie auf Barrikaden, Bäume und Werfer von Molotow-Coctails schießen – um Panik zu stiften. Die Menge sollte aufgestachelt und die Polizei provoziert werden.
Das war jene Zeit, als sich eine mögliche Übergangslösung für Präsident Janukowytsch mit Neuwahlen im Herbst abzeichnete – das entsprechende Abkommen wurde am 21. Februar von den Oppositionsführern, Janukowytsch selbst sowie den Außenministern von Deutschland, Frankreich und Polen unterschrieben.
Dem können wir nicht zustimmen“, wies Paschinski die georgischen Söldner an.
Offenbar erschien im Fall von Wahlen das Risiko einer Niederlage für die „Revolutionäre“ als zu groß.
Das Grauen als Chance und Fenster des Möglichen
Der Notfallplan ging aber auf: Die Todesschüsse versetzten das Land und die Medien in der ganzen Welt in eine Schockstarre. „Der Tyrann schlachtet sein Volk ab“, brachte hingegen die Bild-Zeitung das auf den Punkt, was die Spezialoperation auf dem Maidan bezweckte – die Delegitimierung des Präsidenten Janukowytsch als vermeintlicher Mörder seiner Bürger. Zumindest für die Zeit der Machtergreifung. Ausgerechnet an diesen Tagen tritt die Person von Wladimir Parasjuk auf den Plan.
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Der parteilose Maidan-Aktivist aus Lwow führte eine Hundertschaft von Kämpfern an. Laut einem der Georgier im Film, Salogi Kwaratschelia, war er, „dieser junge Mann, Parasjuk“ zugegen, als die Anweisungen an die Heckenschützen ergingen. Bei der Kundgebung auf dem Maidan, abends am 21. Februar, als Wladimir Klitschko die Resultate der Vereinbarung mit Janukowytsch verkündete und die Menge zur Mäßigung aufrief, schnappte Parasjuk das Mikrofon und hielt eine kurze flammende Rede, in der er die Menge aufrief, weiter gegen Janukowytsch zu kämpfen:
Janukowitsch bleibt auf keinen Fall Präsident, sonst kämpfen wir bewaffnet weiter“, rief er in die Menge.
In diesem Moment reichten in einem Ritual, das man zuvor eher nur von islamistischen Terrorkulten kannte, hunderte Hände Särge mit erschossenen Kampfkameraden über die Köpfe, aus den Lautsprechern tönte dazu ein makabrer Trauergesang. Noch in der gleichen Nacht besetzten die Aufständischen das komplette Regierungsviertel, besetzten die Rada und ließen dort per Beschluss alle durch die Verfassung dem Präsidenten verpflichteten Kräfte abziehen. Der Präsident selbst tauchte ab.
Wladimir Parasjuk, heute Rada-Abgeordneter, sagte vor wenigen Monaten auf die Frage einer Journalistin nach dem Stand der Ermittlungen zum Massaker auf dem Maidan, die Ukraine sei noch nicht bereit, die volle Wahrheit darüber zu erfahren. Zu dieser Wahrheit gehört anscheinend auch die Tatsache, dass ab dem 15. Februar als unmittelbarer Instrukteur der Scharfschützen der US-Bürger Bryan Christopher Boyenger vor Ort war. Er, selbst Scharfschütze, war ehemaliger Soldat der 101er Airborne Division.
Ich musste allen seinen Befehlen folgen“, erzählt Koba Negradze.
Am frühen Morgen hatte man die Scharfschützen in mehrere Gruppen aufgeteilt und im Hotel Ukraina und im Konservatorium – beides im Hinterland der Demonstranten – untergebracht. Anschließend schossen sie diesen in den Rücken.
Jeder fing an, zwei oder drei Schüsse auf einmal abzugeben. Es dauerte fünfzehn, zwanzig Minuten. Wir hatten keine Wahl. Uns wurde befohlen, ohne Unterschied sowohl auf die Polizei als auch auf die Demonstranten zu schießen“, erzählte Alexander Rewasischwili.
Als die Schießerei vorbei war, verließen die Killer ihre Standorte – in einem Schockzustand und unter größter Gefahr, von den Aufständischen enttarnt zu werden. Ihr versprochenes Geld, 5.000 Euro, sollen die Täter damals für ihre Tat nicht erhalten haben, so einer der Zeugen.
Damals wusste ich es nicht, ich war nicht bereit, dann verstand ich. Wir sind benutzt worden“, fasst Alexander Rewasischwili zusammen. Er sieht reumutig aus.
Vom Anfang an hätten die Täter mit ihrem Gewissen gerungen, aber erst jetzt sähen sie den Moment gekommen, um mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit zu treten, fuhr er fort. Früher wäre es zu gefährlich gewesen. Juristisch sehen sie sich jedoch nicht angreifbar, alles sei „ein Befehl gewesen“.
Wollen die drei Zeugen nur ihre 15 Minuten Starruhm?
Der unabhängige Journalist Maxim Rawreba, der über die gesamten drei Monate hinweg die Geschehnisse auf dem Maidan aus nächster Nähe verfolgt hatte, hält die Geständnisse der drei Georgier für nicht besonders glaubwürdig – und auch nicht mehr für sensationell. Gerüchte über ausländische Scharfschützen auf dem Maidan kursieren schon seit Jahren. Inzwischen seien die Ereignisse von vielen außergerichtlichen und journalistischen Experten nachgestellt worden. Vieles deutet darauf hin, dass die Schüsse von einem anderen Ort aus abgefeuert wurden – nämlich vom Dach eines Gebäudes in der Gorodetzki-Straße.
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Dieses befand sich jedoch auch in dem Gebiet, das die Maidan-Kämpfern kontrolliert hatten. Dort wurde Wladimir Parasjuk am frühen Morgen am 20. Februar auch gesichtet. Später waren die Maidan-Kämpfer von dort abgezogen und es wurde still um das Gebäude. Das könnte den wahren Snipern die Gelegenheit dazu gegeben haben, dort unbemerkt ein- und auszugehen.
Seit dreieinhalb Jahren gab es sehr viele Versionen dieser Geschehnisse und viele anonyme Menschen gaben sich als Sniper aus. Ich bin mir jedoch nach wie vor sicher, dass diejenigen die Sniper bezahlt haben, die auch den Maidan organisiert haben. Das sind jene Menschen, die jetzt die Macht in Kiew kontrollieren. Sie werden sicherlich alles tun, was in ihrer Macht steht, um zu verhindern, dass dieser Film bei der Aufdeckung der Geheimnisse um die Maidan-Morde eine Rolle spielt“, sagte der Journalist, der wegen seiner Kritik am Maidan kurz nach den Ereignisse des Februar 2014 seine Heimat verlassen musste.
Auch einem Laien fallen in der Erzählung der Georgier einige Unstimmigkeiten auf. So sagt, wie bereits oben erwähnt, einer der Zeugen, Koba Negradse, der Auftrag in der Ukraine sei ein Befehl Micheil Saakaschwilis gewesen. Zu dieser Zeit war dieser jedoch nicht mehr georgischer Präsident und hielt sich in den USA auf. Den Maidan hat er noch am Anfang der Proteste als prominenter Gast besucht. Andererseits ist es schwer, eine Erklärung dafür zu finden, warum erwachsene Männer sich selbst öffentlich in einer derartigen Weise stellen und sich selbst des mehrfachen Mordes bezichtigen, obwohl niemand ihnen vorwirft, diesen begangen zu haben. Geständnisse dieser Art, die nicht im Gewahrsam gegenüber einem Ermittlerteam erfolgen, werfen jedenfalls zahlreiche Fragen auf.
Eine transparente öffentliche und unvoreingenommene Ermittlung zu den Morden vom Maidan findet hingegen ebenfalls nicht statt. Im Gegenteil: Eine kaum verhüllte Spurenverwischung vonseiten der Regierenden in Kiew und die Obstruktion jeglicher unabhängiger Untersuchung stützt den Verdacht einer False-Flag nur noch zusätzlich. Es ist deshalb kaum realistisch, auf eine baldige ehrliche Aufklärung dieser Geschichte zu hoffen – und es wäre keine Überraschung, sollten schon bald neue obskure „Zeugen“ auftreten und neue spektakuläre Geschichten präsentieren. Sollte sich die Schuld von Paschinski, Parasjuk und Parubi jedoch bestätigen, dann wird die „Revolution der Würde“ als eines der größten Lügenkonstrukte des 21. Jahrhunderts in die Geschichte einreihen.
WACHT auf und SCHÜTZT EUCH !!
SCHÜTZT EUCH vor derartigem UNGEIST,das wird erst noch bitterer !!
SCHÜTZT EUCH !!
Für die,die mit gesundem VERSTAND diese kommende Zeit überleben wollen, sollte das
BABS-I-Komplexsystem
zur PFLICHT gehören !!
LG, der Schöpfung verpflichtet, “ET”
mailto:etech-48@gmx.de
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