FREUNDE,
es war mir wichtig, dass eine korrekte Übersetzung der Inhalte zu diesem weltumgreifenden Thema veröffentlicht werden, die LÜGE der Medien sind unendlich,wie der Hass der uns REGIERENDEN und vor allem der HEGEMONISTEN dahinter !!
LG, der Schöpfung verpflichtet, „ET“ etech-48@gmx.de
Auszug aus dem Interview Putins mit IL Corriere della Siera
Interview mit der italienischen Tageszeitung „Il Corriere della Sera“ vom 05.06.15
Quelle: http://kremlin.ru/events/president/news/49629 6 июня 2015, 09:00 Uhr
W. Putin: Guten Abend
L. Fontana: Guten Abend, sehr geehrter Herr der Präsident! Wir möchten Ihnen in erster Linie dafür danken, dass Sie uns diese sehr wichtige Möglichkeit heute eingeräumt haben, Sie zu interviewen.
W. Putin: Ich bin sehr froh darüber.
L. Fontana: Ich heiße Luciano Fontana und bin der neue Direktor der Zeitung „ Il Corriere della Sera“, und mit mir ist mein Kollege Paolo Valentino, der lange Zeit in Russland arbeitete, und sogar mit einer Russin verheiratet ist.
W. Putin: Sie sind der neue Direktor?
L. Fontana: Ja, seit einem Monat.
W. Putin: Ich beglückwünsche Sie
L. Fontana: Vielen Dank.
Ich wollte mit einer Frage beginnen, die für die russisch-italienischen Beziehungen zutreffen wird. Russland hatte mit Italien immer sehr vielfältige und privilegierte Beziehungen sowohl in der Wirtschaft, als auch in der Politik. Doch die ukrainische Krise trübte auf irgendeine Weise diese Situation, aber auch die Sanktionen.
Könnte der jüngste Besuch des italienischen Premierministers Matteo Renzi in Russland und Ihr bevorstehender Besuch in Mailand diese Tendenz irgendwie ändern, und wenn, was ist dafür nötig?
W. Putin: Zum ersten, ich bin überzeugt, dass nicht Russland daran schuldig ist, dass unsere Beziehungen zwischen Russischer Föderation und den Ländern der Europäischen Union verschlechtert haben. Das war nicht unsere Entscheidung, sie wurde uns von unseren Partnern diktiert. Nicht wir führten irgendwelche Beschränkungen im Handel und in der Wirtschaftstätigkeit ein, die gegen uns eingesetzt wurden, und da waren wir gezwungen, die Antwortschutzmaßnahmen zu ergreifen.
Aber die Beziehungen zwischen Russland und Italien trugen wirklich immer einen privilegierten Charakter, sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft. In den letzten Jahren beispielsweise, d.h. in den letzten paar Jahren, wuchs der Warenumsatz zwischen unseren Ländern auf das Elffache an, von, wie ich glaube, 4,2 Milliarden Dollar – wir machen Berechnungen in Dollar – auf über 48, fast 49 Milliarden Dollar.
In Russland sind 400 italienische Gesellschaften tätig. Wir arbeiten sehr aktiv in der Energetik zusammen, dabei in den unterschiedlichsten Zweigen. Italien ist der drittgrößte Abnehmer unserer Energieträger. Aber wir arbeiten auch auf den hochtechnologischen Gebieten: sowohl im Kosmos als auch im Flugzeugbau und in vielen anderen Zweigen gemeinsam. Es gibt eine enge Zusammenarbeit zwischen russischen und italienischen Regionen. Unsere Touristen, fast eine Million der Menschen, etwa 900 tausend sind im vorigen Jahr nach Italien gekommen und haben über eine Milliarde Euro dort gelassen.
Bei uns waren die Kontakten der politischen Sphäre immer sehr vertraulich. Es war doch gerade Italien, damals unter dem Premierminister Herrn Berlusconi, das als Initiator der Bildung des Russland-NATO-Rates aufgetreten ist. Auf Initiative Italiens wurde ein solches beratende Arbeitsorgan geschaffen, das natürlich zu einem bemerkenswerten Faktor der Gewährleistung der Sicherheit in Europa wurde. In diesem Sinn trägt und trug Italien immer zu der sehr bemerkenswerten Entwicklung des Dialoges zwischen Russland und Europa und sogar mit der NATO insgesamt bei. Ich spreche schon gar nicht über unsere besonderen Beziehungen auf dem Gebiet der Kultur und in den humanitären Sphären.
Das alles schafft, natürlich, solche grundlegenden, besonderen Beziehungen zwischen Russland und Italien. In diesem Zusammenhang ist der bevorstehende Besuch des jetzigen Ministerpräsidenten in Russland ein sehr wichtiges Signal der Bereitschaft Italiens zur Entwicklung der Beziehungen. Und natürlich wird das nicht nur in Russland bemerkt – und nicht nur in der Regierung Russischer Föderation, sondern auch von der Öffentlichkeit.
Natürlich sind wir bereit, das zu erwidern und unsere Zusammenarbeit weiter zu entwickeln und auszudehnen, solange unsere italienischen Partner ebenso dazu bereit sind. Ich hoffe, dass auch meine bevorstehende Reise nach Mailand gerade diesen Zielen hilfreich diesen wird.
L. Fontana: Ich würde gern meine Neugierde befriedigen und Ihnen noch einige weitere Fragen zu Italien stellen: Sie haben sich mit verschiedenen Vorsitzenden des Ministerrates Italiens getroffen: mit Romano Prodi, mit Silvio Berlusconi, mit Massimo D‘Alema, mit Matteo Renzi. Mit welchem von diesen Führern haben Sie sich am besten verstanden? Und wie viel trägt das Vorhandensein einer persönlichen Beziehung – wie jener, die Sie mit Silvio Berlusconi hatten, Ihrer Meinung nach zu den guten Beziehungen zwischen den Ländern bei?
W. Putin: Gleichgültig, welche Stellung wir einnehmen oder was unsere Arbeit ist, sind wir immer noch Menschen und persönliches Vertrauen ist ein sehr wichtiger Faktor bei unserer Arbeit, beim Aufbau von Beziehungen auf der zwischenstaatlichen Ebene. Einer der Leute. die Sie gerade erwähnt haben, hat mir einmal gesagt, „Sie sind die einzige Person (Also, ich sei die einzige Person) – die eine freundschaftliche Beziehung sowohl mit Berlusconi als auch mit Prodi hat.“ Und ich kann Ihnen sagen, dass mir das nicht schwer gefallen ist und ich finde es immer noch nicht schwer. Und ich möchte Ihnen sagen – warum. Meine italienischen Partner haben stets die Interessen Italiens, des italienischen Volkes an die erste Stelle gesetzt und glaubten, dass sie, um den Interessen ihres Landes zu dienen, die politischen und wirtschaftlichen Interessen darin eingeschlossen, freundliche Beziehungen mit Russland unterstützen müssen. Das haben wir immer verstanden und gefühlt.
Da war ein Schlüsselelement, was die Grundlage unserer guten Beziehungen bildete: Ich verspürte wirklich immer den aufrichtigen Wunsch, die zwischenstaatlichen Beziehungen unabhängig von der innenpolitischen Konjunktur aufzubauen. Ich möchte Ihnen in diesem Zusammenhang auch sagen, dass sich bei uns in Russland eine solche Beziehung zu Italien gebildet hat, die nicht davon abhängt, welche Partei an der Macht ist.
P. Valentino: Wladimir Vladimirovich, Sie kommen nach Mailand anlässlich der Durchführung des Russland-Tages auf Weltausstellung «EXPO». Das Thema der Ausstellung «EXPO» lautet: « Die Ernährung – für den Planeten, die Energie – für das Leben ». Welchen Beitrag leistet Russland in diesem Kampf? Und welche Bedeutung hat dieser Einsatz für die gegenseitigen Beziehungen zwischen den Staaten?
V. Putin: Das ist ganz allgemein eine der Schlüsselfragen, vor denen die Menschheit heute steht. Deshalb kann und muss man einfach anerkennen, dass die Organisatoren dieser Ausstellung in Italien, natürlich eines der Kernthemen ausgewählt haben.
Die Bevölkerung des Planeten wächst: Laut den Expertenschätzungen wird die Menschheit bis zum Jahre 2050 auf 9 Milliarden Menschen anwachsen. Aber schon heute sind dach den UNO-Daten 850 Millionen Menschen auf unserem Planeten unterernährt, sie hungern tatsächlich, wobei es davon 100 Millionen Kinder betrifft. Es gibt also keinen Zweifel daran, dass dies eines der Schlüsselfragen unserer Zeit ist.
Wie dieses Problem gelöst werden wird, davon hängen viele andere Fragen ab, die auf den ersten Blick, mit diesem Problem nicht zusammenhängen. Ich meine hier u.a. die Labilität, die politische Instabilität ganzer Weltregionen, die Aktivität des Terrorismus und so weiter, die scheinbar nicht verbunden sind, doch sie sind alle untereinander verbunden. Die Welle der illegalen Migranten, die Italien und ganz Europa heute überfluten, ist damit auch verbunden. Noch einmal wiederhole ich, mir scheint es, die Organisatoren haben es ganz richtig gemacht, dass sie die Aufmerksamkeit auf die Lösung dieses Problems lenken.
Was den Beitrag Russlands betrifft, so stellen wir für UNO-Programme, die auf dieses Ziel ausgerichtet sind über 200 Millionen Dollars bereit. Viele Länder der Welt bekommen nach diesen Programmen die notwendige Unterstützung und Hilfe indem sie die russischen Ressourcen nutzen. ….
W.V. Putin geht dann auf die Entwicklung der russischen Landwirtschaft ausführlich ein
P. Valentino: Danke, Wladimir Vladimirovich
Als wir über die Schatten sprachen, die auf unsere Beziehungen gefallen sind, sagten Sie, es sei nicht Ihre Entscheidung gewesen und dass es die Meinung gibt, dass Russland sich betrogen fühlt, von Europa verlassen, wie ein Liebhaber, der von seiner Mätresse verlassen wurde. Was sind heute die Probleme in unseren Beziehungen? Denken Sie, dass Europa in der Ukraine-Krise von den Vereinigten Staaten zu stark abhäng war? Was erwarten Sie von Europa in Bezug auf die Sanktionen? Vielleicht habe ich zu viele Fragen auf einmal gestellt.
V. Putin: Wirklich es ist viel, mit italienischer Spezifik. (Gelächter).
Erst einmal, zur Mätresse. In dieser Art Beziehung mit einer Frau, d. h. wenn man keine Verpflichtungen eingeht, hat man kein Recht, von seinem Partner irgendwelche Verpflichtung zu verlangen.
Wir haben Europa nie als Mätresse betrachtet. Ich meine das wirklich ernst. Wir haben immer eine ernsthafte Beziehung vorgeschlagen. Aber jetzt habe ich den Eindruck, dass Europa tatsächlich versucht hat, mit uns eine materiell orientierte Beziehung einzugehen, und nur zu seinem eigenen Vorteil. Da sind das berüchtigte dritte Energiepaket und die Verweigerung des Zugangs unserer Nuklearenergieprodukte zum europäischen Markt, trotz aller bestehenden Übereinkünfte. Die Legitimität unserer Handlungen wird widerwillig anerkannt, und es wird widerwillig mit den Integrationseinrichtungen auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion zusammengearbeitet. Ich beziehe mich auf die Zollunion, die wir geschaffen haben, und die nun zur Eurasischen Wirtschaftsunion gewachsen ist.
Denn es ist völlig in Ordnung, wenn Integration in Europa passiert, aber wenn wir auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion dasselbe tun, versuchen sie, das mit dem Wunsch Russlands zu erklären, ein Reich wieder herzustellen. Ich verstehe die Gründe für einen solches Herangehen nicht.
Schauen Sie, schon seit langem sagen wir, und ich sprach persönlich über die Notwendigkeit der Bildung eines einheitlichen Wirtschaftsraumes von Lissabon bis zu Wladiwostok. In derselben Angelegenheit hat schon lange vor mir der französische Präsident de Gaulle etwas Ähnliches gesagt. Heute widerspricht dem niemand, alle sagen: ja, wir sollten danach streben.
Aber was geschieht in der Praxis? Die baltischen Staaten haben sich beispielsweise der Europäischen Union angeschlossen. Gut, das ist kein Problem. Aber jetzt wird uns gesagt, dass diese Länder, die ein Teil des Energiesystems der ehemaligen Sowjetunion und Russlands sind, müssen sich dem Energiesystem der Europäischen Union anschließen. Wir fragen: « Gibt es irgendwelche Probleme mit der Energieversorgung oder mit irgendetwas anderem? Warum ist das notwendig zu machen? » – « Nein, es gibt keine Probleme, aber da wir es so beschlossen haben, wird es so besser sein. » – hören wir als Antwort.
Was bedeutet das s für uns praktisch? Es bedeutet, dass wir in den westlichen Regionen Russlands einige zusätzliche Energieerzeugungs-kapazitäten errichten müssen. Da die Energieversorgungsleitungen zwischen einigen russischen Regionen durch die baltischen Staaten verlaufen und umgekehrt, werden sie jetzt alle nach Europa geschaltet, d.h. wir müssen zusätzlich neue Versorgungsleitungen bei uns verlegen, um die Versorgung mit Elektroenergie zu sichern. Das alles wird uns etwa 2–2,5 Milliarden Euro kosten. Jetzt schauen wir mal das Assoziierungsabkommen mit der Ukraine an. Es verlangt von der Ukraine nicht, Teil des Energiesystems Europas zu werden, aber es wird als Möglichkeit erachtet. . Wenn das geschehen wird, so werden wir gezwungen sein, nicht nur 2–2,5 Milliarden einzusetzen, sondern vermutlich werden es 8–10 Milliarden Euro für denselben Zweck sein. Die Frage ist, warum ist das nötig, wenn wir davon ausgehen, den allgemeinen ökonomischen Raum von Wladiwostok bis zu Lissabon wirklich zu schaffen? Was ist das Ziel der östlichen Partnerschaft der Europäischen Union? Besteht es darin, die gesamte ehemalige Sowjetunion mit Europa in einem einzigen Raum zu integrieren, ich wiederhole ein drittes Mal, von Lissabon bis Wladiwostok, oder etwas abzuschneiden und eine neue Grenze zwischen dem modernen Russland und den westlichen Gebieten einschließlich, sagen wir, der Ukraine und Moldawien zu errichten?
Woher ist denn die Krise um die Ukraine entstanden? Der Grund scheint in einem völligen Missverhältnis zu dem zu stehen, was heute eine absolute Tragödie ist, die große menschliche Opfer im Südosten der Ukraine gekostet hat. Worüber hat sich der Streit entfacht: der ehemalige Präsident Janukovitsch hat gesagt, dass er über die Unterzeichnung des Vertrages für die Assoziierung der Ukraine mit der EU nachdenken müsse, möglicherweise auch einige Änderungen vorzunehmen sind und er sich mit Russland als seinem Haupt-Handels-und-Wirtschaftspartner besprechen wolle. In diesem Zusammenhang oder unter diesem Vorwand hat das Durcheinander in Kiew angefangen. Dieses wurde von unseren europäischen Partnern und den Amerikanern aktiv unterstützt. Dann kam der Staatsstreich – eine absolut verfassungswidrige Handlung. Die neuen Machthaber erklärten, dass sie den Vertrag unterschreiben, aber seine Anwendung ihn bis zum 1. Januar 2016 verzögern würden. Die Frage ist: warum machten die Umstürzler das? Warum haben sie die Sache bis zum Bürgerkrieg eskalieren lassen? Das Ergebnis ist das Gleiche.
Außerdem, wir waren am Ende des Jahres 2013 bereit, der Ukraine einen Staatskredit in Höhe von 15 Milliarden Dollar einzuräumen erweiter um zusätzliche 5 Milliarden von den Geschäftsbanken, und wir hatten ihr bereits 3 Milliarden gaben im Laufe des Jahres schon gegeben und versprochen, die Gaspreise auf die Hälfte zu reduzieren, wenn sie regelmäßig zahlten. Wir waren ganz und gar nicht dagegen die Unterzeichnung dass die Ukraine ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union unterzeichnet. Aber, natürlich wollten wir an den endgültigen Beschlüssen beteiligt sein, da die Ukraine zu dieser Zeit – als auch jetzt, bis jetzt – ein Mitglied der Zone des freien Handels GUS ist, und wir als Mitglieder dort gegenseitige Verpflichtungen haben. Wie ist es möglich, das komplett zu ignorieren und es mit völliger Miss achtung zu behandeln? Das kann ich nicht verstehen. Das Ergebnis, das wir haben – ein Staatsstreich, ein Bürgerkrieg, hunderte verlorener Leben, eine zerstörte Wirtschaft und soziale Sphäre, ein der Ukraine vom IWF versprochener Kredit von 17,5 Milliarden Dollar über vier Jahre, und ein völliger Verfall der wirtschaftlichen Verbindungen zu Russland. Aber die russische und die ukrainische Wirtschaft sind sehr eng miteinander verflochten.
Die Europäische Union hat einseitig ihre Zollgrenzen zur Ukraine aufgehoben. Der Umfang der ukrainischen Verkäufe auf den Europäischen Markt ist dennoch nicht angewachsen. Warum? Weil es nichts zu verkaufen gibt. Es gibt auf den europäischen Markt keine Nachfrage nach ukrainischen Erzeugnissen zusätzlich zu den Produkten, die bereits zuvor verkauft wurden, weder was die Qualität betrifft, noch was den Preis angeht.
Wir haben einen Markt für Ukraine, aber viele Verbindungen wurden von der ukrainischen Seite einseitig gekappt. Zum Beispiel, kamen die Motoren unserer Kampfhubschrauber zu 100 Prozent aus der Ukraine – die Lieferungen sind eingestellt worden. Wir haben in St. Petersburg schon einen Betrieb gebaut, in diesem Jahr wird die zweite Fabrik fertiggestellt, aber die Produktion dieser Erzeugnisse in der Ukraine wird vollständig eingeschränkt sein, weil weder in Italien, noch in Frankreich oder in Deutschland niemand solche Motoren benötig und nicht nötig sein werden. Um es in eine andere Ebene zu übertragen: Es ist der Ukraine unmöglich, ihre Produktion in irgendeiner Weise umzustellen, denn dafür sind Milliarden an Investitionen erforderlich.
Warum wurde das alles getan? Ich verstehe das nicht und habe viele meiner Kollegen befragt, darunter auch europäische und amerika-nische Kollegen.
P. Valentino: Und was sagen sie Ihnen?
W. Putin: Die Situation ist außer Kontrolle geraten.
Wissen Sie, ich würde gern Ihnen und Ihren Lesern etwas erzählen. Am 21. Februar letzten Jahres haben der Präsident Janukowitsch und die ukrainische Opposition eine Abmachung unterschrieben, wie weiter vorgegangen werden solle, wie das politische Leben im Lande zu gestalten sei sowie über die Notwendigkeit vorfristig Wahlen durchzuführen. Sie hätten an der Umsetzung dieser Übereinkunft arbeiten sollen, insbesondere auch deshalb, weil unter diesem Abkommen die Unterschriften von drei Außenministern der europäischen Länder als Garantien für seine Beachtung stehen.
Wenn diese Kollegen für den Anschein gebraucht wurden und sie keine Kontrolle vor Ort hatten, die tatsächlich in den Händen des US-Botschafters oder eines CIA-Residenten lag, dann hätten sie sagen sollen: Wissen Sie, wir stimmen einem Staatsstreich nicht zu, also werden wir Sie nicht unterstützen. Sie sollten stattdessen gehen und die Wahlen abhalten.
Dasselbe trifft auch für amerikanische unseren Partner zu. Nehmen wir einmal an, sie hätten ebenfalls die Kontrolle über die Situation verloren. Aber wenn die Amerikaner und die Europäer jenen, die diese verfassungswidrigen Handlungen begangen haben, gesagt hätten: „ Wenn Ihr auf eine solche Weise an die Macht kommt, werden wir Euch unter keinen Umständen unterstützen. Ihr müsst Wahlen abhalten und sie gewinnen“ – (nebenbei, sie hatten eine hundertprozentige Chance zu siegen, jeder weiß das) dann hätte sich die Situation völlig anders entwickelt..
Ich glaube also, dass diese Krise wissentlich geschaffen wurde und das Ergebnis der nicht professionellen Handlungen seitens unserer Partners, auch die Berichterstattung über diesen Prozess war absolut inakzeptabel. Ich möchte noch einmal betonen, das war nicht unsere Entscheidung, wir strebten danach nicht und wurden einfach gezwungen, auf das, was geschehen ist, zu reagieren
Schließlich deshalb entschuldigen Sie bitte diesen langen Monolog, ich möchte sagen, dass wir nicht fühlen, dass uns irgendjemand betrogen oder unkorrekt gegen uns gehandelt hat, das entspricht der Angelegenheit nicht. Es handelt sich darum, dass die Beziehungen auf langfristiger Grundlage – nicht in der Logik der Opposition auszurichten sind, sondern nach den Grundsätzen der Philosophie der Zusammenarbeit gestaltet werden sollten.
P. Valentino: Sie sprechen darüber, dass die Situation außer Kontrolle geraten ist. Aber, ob jetzt der Moment gekommen ist, damit Russland die Initiative in seine Hände nimmt, um in irgendeiner Weise den amerikanischen und europäischen Partnern bei der Suche nach einer Lösung für die entstandene Situation jene Geste der Bereitschaft zu zeigen, dass es bereit ist, sich diesem Problem zu widmen?
W. Putin: Nun, das ist genau jenes, was wir auch machen. Ich denke, dass das Dokument, das wir in Minsk vereinbart haben, bezeichnet als „Minsk- 2“, am besten ist und es kann zum heutigen Tag der einzige unzweideutige Weg zur Lösung dieses Problems sein. Und wir hätten ihn niemals vereinbart, wenn wir ihn nicht für richtig, rechtmäßig und realisierbar halten würden.
Natürlich, unternehmen wir von unserer Seite alles und werden das auch künftig tun, was von uns abhängt, um den Einfluss auf die Machtorgane der selbstausgerufenen Republiken – die Donezker- und Lugansker Republik zu nehmen. Aber nicht alles hängt von uns ab. Unsere Partner sowohl in Europa als auch in den Vereinigten Staaten sollten den entsprechenden Einfluss auf die Kiewer Machtorgane heute ausüben. Wir haben auf sie keinen solchen Einfluss, wie er in den USA und in Europa besteht, damit die Kiewer Regierung alles erfüllt, worauf man sich in Minsk geeinigt hat.
Ich kann Ihnen sagen, was man tun muss, was Ihre nächste Frage möglicher Weise vorwegnimmt. Der springende Punkt der politischen Regelung – sind natürlich die Bedingungen für diese gemeinsame Arbeit, die man in der ersten Etappe schaffen muss, denn man musste die aktiven Kampfhandlungen einstellen, die schwere Technik abführen. Insgesamt wurde es gemacht. Es gibt das Geplänkel; leider, und bis jetzt gibt es auch Opfer, aber es gibt keine großräumigen Kampfhandlungen, die von den Seiten geführt werden. Man muss beginnen, die Minsker Vereinbarungen zu erfüllen.
Konkret, muss man als erstes – die konstitutionelle Reform durchführen, damit die autonomen Rechte den entsprechenden Territorien der nicht anerkannten Republiken gewährleist werden. Die Kiewer Behörden wollen diese Autonomie nicht anerkennen– sie bevorzugen andere Termini, sprechen über die Dezentralisierung. Unsere europäischen Partner. eben jene Partner, die den entsprechenden Absatz in den Minsker Vereinbarungen geschrieben haben, erklärten, was unter der Dezentralisierung zu verstehen ist: das Recht auf die eigene Sprache, auf die kulturelle Identität zu haben und grenzüberschreitenden Handel betreiben zu können. Nichts besonderes, nichts, was über das zivilisierte Verständnis über die Rechte von ethnischen Minderheiten in jedem europäischen Land hinausgeht.
Man muss ein Gesetz zur Durchführung der Kommunalwahlen in diesen Territorien, und ein Amnestiegesetz annehmen Alles das soll gemacht werden, so ist es in den Minsker Abkommen, laut der Vereinbarung mit der Donezker und Lugansker Volksrepublik, mit diesen Territorien, aufgezeichnet.
Das Problem besteht darin, dass die Vertreter der heutigen Kiewer Regierung sich nicht einmal an einen Verhandlungstisch mit ihnen setzen wollen. Und wir können nicht darauf einwirken. Darauf können nur unsere europäischen und amerikanischen Partner Einfluss nehmen. Und man muss uns nicht mit irgendwelchen Sanktionen erschrecken. Wir sind hier nicht zuständig, das ist nicht unsere Position. Wir möchten die Realisierung dieser Abkommen erreichen..
Man muss die ökonomische und soziale Rehabilitierung dieser Territorien beginnen. Das heißt, was ist dort geschehen? Die heutigen zentralen Kiewer Behörden haben sie einfach vom Hauptterritorium des Landes abgeschnitten, haben dort alle sozialen Auszahlungen eingestellt: die Renten, die Unterstützungen, – haben das Banksystem abgeschaltet, in der gleichen Weise wurden die Bedingungen geschaffen, die den Erhalt einer regelmäßigen Energieversorgung und so weiter unmöglich machten, das heißt, verstehen Sie, dort ist die humanitäre Katastrophe. Und alle geben sich den Anschein, als ob nichts geschehen sei.
Es gibt bestimmte Verpflichtungen, die unseren europäischen Partner übernommen haben, einschließlich des Versprechens, die Wiederherstellung des Banksystems in diesen Territorien zu unterstützen. Und, schließlich, wenn wir schon darüber sprechen, wer das kann, der soll es machen, – ich denke, dass, natürlich, die Europäische Union eine viel umfangreichere Finanzhilfe für die Ukraine leisten könnte. Eigentlich, sind das die Hauptpunkte.
Ich möchte betonen, dass Russland daran interessiert ist und danach streben wird, dass alle Minsker Vereinbarungen voll und bedingungs-los erfüllt werden. Aus meiner Sicht gibt es bis heute keinen anderen Weg zur Regelung,
Übrigens haben die Führer der selbsternannten Republiken öffentlich erklärt, dass sie bei bestimmten Bedingungen, die Erfüllung der Vereinbarungen von Minsk ist hier gemeint, sie bereit sind, die Möglichkeit zu prüfen, sich als Teil des ukrainischen Staates zu betrachten. Sie wissen, das ist eine prinzipielle Sache. Ich denke, dass diese Position als ernsthaft angesehen werden muss, als die gute vorläufige Bedingung für den Beginn seriöser Verhandlungen wahr-genommen werden muss.
P. Valentino: Das heißt Sie sagen, dass im Osten der Ukraine jetzt das Krimdrehbuch gar nicht wiederholt werden kann?
W .Putin: Sie wissen, dass das Krimdrehbuch nicht mit der Position Russlands verbunden ist, es ist mit der Position der Menschen verbunden, die auf der Krim leben.
Alle unseren Handlungen, einschließlich jener, die Gewalt anwendeten, bestanden nicht darin, dieses Territorium der Ukraine zu entreißen, sondern den Menschen, die dort leben, die Möglichkeit einzuräumen, ihre Meinung auszudrücken, wie sie ihr Leben gestalten wollen.
Noch einmal möchte ich betonen, ob schon ich oftmals darüber gesprochen habe: wenn es den Kosovo-Albanern erlaubt worden ist, warum ist es den Russen, den Ukrainern und den Krim-Tataren, die auf der Krim leben, verboten? Übrigens, der Beschluss über die Unabhängigkeit des Kosovo wurde ausschließlich vom Parlament des Kosovo gefasst, während auf der Krim die Leute zum allgemeinen Referendum gekommen sind, an dem alle Volksgruppen sich beteiligten. Ich denke, dass der gewissenhafte Beobachter sehen kann, dass die Leute fast einstimmig für die Wiedervereinigung mit Russland abgestimmt haben.
Ich würde gern all jene fragen, die das nicht anerkennen wollen: wenn unsere Opponenten sich für die Demokraten halten, möchte ich sie gern fragen, was Demokratie genau bedeutet? Soweit mir bekannt ist, ist die Demokratie die Macht des Volkes oder die Herrschaft, die auf dem Willen des Volkes basiert. Die Lösung der Krimfrage beruht auf dem Willen des Volkes, das auf der Krim lebt.
In Donezk und Lugansk haben die Leute für die Unabhängigkeit abgestimmt, aber dort ist die Situation eine andere. Aber das Wesentlichste, was wir bewahren sollten, ist, dass man immer die Stimmung und die Wahl der Menschen respektieren muss. Und wenn wer jemand will, dass diese Gebiete im Bestand der Ukraine blieben, so muss man diesen Menschen beweisen, dass ihr Leben in einem einheitlichen Staat besser, komfortabler und, sicherer wäre. Im Rahmen dieses Staates können sie ihr Leben und die Zukunft ihrer Kinder gewährleisten. Aber diese Leute mit Hilfe der Waffen zu überzeugen ist unmöglich. Diese Fragen, die Fragen einer solchen Ordnung, kann man nur auf friedlichem Weg entscheiden.
P. Valentino: Da wir über den Frieden sprechen – jene Länder, die damals dem Warschauer Vertrag beitraten und heute Mitglieder der NATO sind, wie, zum Beispiel die baltische Länder, Polen, sie fühlen eine Bedrohung seitens Russlands. Die NATO hat beschlossen, Spezialeinheiten zu schaffen, um dieser Beunruhigung zu begegnen. Meine Frage ist: ob der Westen recht darin hat, dass er « den russischen Bären » zügeln will, und warum Russland dabeibleibt, in solchem Konfliktton zu sprechen?
W. Putin: Russland spricht nie mit jemandem im Konfliktton und in solchen Fragen, « sind nicht die Gespräche, sondern das Potential wichtig », wie eine politische Persönlichkeit aus der Vergangenheit, Оttо von Bismarck, gesagt hat,
Was sagen die realen Potential aus: die Militärkosten USA sind höher als die aller anderen Länder der Welt zusammen. Die gesamten Militärausgaben der NATO-Länder betragen das 10 fache, beachten Sie, das Zehnfache der Militärausgaben der Russischen Föderation. Russland hat praktisch keine Basen im Ausland. Wir haben noch Reste unserer Streitkräfte, die aus der Zeit der Sowjetunion in Tadschikistan wegen der terroristischen Gefährdung an der Grenze zu Afghanistan geblieben sind. Eine solche Aufgabe erfüllt auch unsere Luftstreitbasis in Kirgisien. Sie ist ebenfalls auf die Bekämpfung des Terrorismus gezielt ausgerichtet und war nach dem Angriff von Terroristen aus Afghanistan in Kirgisien auf Ersuchen der kirgisischen Führung geschaffen worden. Auf der Militärbasis in Armenien aus der sowjetischen Zeit blieb unsere Militärabteilung, die eine bestimmte stabilisierende Rolle in der Region dort erfüllt, aber nicht gezielt gegen irgendjemanden gerichtet ist. Wir liquidierten unsere Basen in verschiedenen Regionen der Welt, einschließlich auf Kuba, in Vietnam und so weiter. Das heißt unsere Politik trägt in dieser Hinsicht keinerlei globalen, offensiven oder aggressiven Charakter.
Und jetzt nehmen Sie bitte die Weltkarte und veröffentlichen Sie diese in Ihrer Zeitung, tragen Sie dort die amerikanischen Militärbasen in der ganzen Welt auf, und Sie werden den Unterschied erleben.
Manchmal werden mir Zweifel vorgebracht: Irgendwo fliegen da Ihre Flugzeuge weit, über den atlantischen Ozean. Das Patrouillieren mit den Flugzeugen strategischer Bestimmung in fernen Bezirken erfolgte nur durch zwei Seiten: von der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten – noch in die Zeit des kalten Krieges. Wir, das neue, moderne Russland, haben am Anfang der 90er Jahre diese Flüge eingestellt, aber unsere amerikanischen Freunde setzten auch fort, entlang unserer Grenzen zu fliegen. Warum? Vor einigen Jahren haben wir auch diese Flüge wieder aufgenommen. Und Sie wollten sagen, dass wir uns aggressiv aufführten?
In ständigem Dienst befinden sich die amerikanischen Unterseeboote an den Küsten Norwegens. Die Flugzeit der Raketen bis Moskau, mit denen diese Boote ausgerüstet sind, beträgt 17 Minuten.. Und wir haben vor langer Zeit von Kuba sogar jeden Stützpunkt entfernt, sogar jene, die keine strategische Bedeutung haben. Und Sie wollen sagen, dass wir uns aggressiv aufführen?
Sie selbst haben die Erweiterung des NATO nach Osten erwähnt. Aber wir bewegen uns nirgendwohin, sind eine Infrastruktur der NATO, die sich zu unseren Grenzen hin bewegt, was die Militärinfrastruktur einschließt. Und ist das eine Erscheinungsform unserer Aggressivität?
Also, und schließlich haben sich die Vereinigten Staaten einseitig aus [dem Vertrag] – dem Eckpfeiler zurückgezogen, auf dem sich das ganze System der internationalen Sicherheit hochgradig hielt, – aus dem Vertrag für die Antiraketenabwehr. Die Antiraketensysteme, die Stützpunkte, die entsprechenden Radare sind auf dem europäischen Territorium oder auf See, z.B. im Mittelmeer, auf Alaska positioniert. Wir sagten wiederholt, dass dies die internationale Sicherheit untergräbt. Und Sie meinen, dass dies auch eine Verkörperung unserer Aggressivität sei?
Alles, was wir tun, ist einfach die Antwort auf die Bedrohungen, die an unserer Haustür entstehen. Wobei wir es in einem völlig beschränkten Umfang und den Maßstab machen, aber in einem solchen, der garantiert die Sicherheit Russlands gewährleisten würde. Oder hat irgendwer erwartet, was wir in der einseitigen Ordnung abrüsten werden?
Ich habe damals unseren amerikanischen Partnern vorgeschlagen, nicht aus dem Vertrag der einseitigen Ordnung herauszugehen, sondern das Luftabwehrsystem PRO gemeinsam zu dritt – Russland, die Vereinigten Staaten und Europa – zu entwickeln und zu schaffen. Aber dieser Vorschlag wurde abgelehnt. Natürlich sagten wir dann damals gleich: In Ordnung, es ist ein kostspieliges System, seine Effektivität ist noch unbekannt, aber um unbedingt das strategische Gleichgewicht zu gewährleisten, werden wir unser strategisches Offensivpotential entwickeln, und werden über die Luftabwehr-systeme nachdenken. Und ich muss Ihnen sagen, dass wir in dieser Richtung in bedeutendem Maße Fortschritte erzielt haben.
Hinsichtlich der Befürchtungen mancher Länder betreffs möglicher aggressiver Handlungen Russlands – denke ich, dass nur ein krankhafter Mensch, sich das selbst im Schlaf vorstellen kann, dass Russland die NATO plötzlich überfallen wird. In einigen Ländern, so kommt es mir vor, spekuliert man einfach mit den Ängsten in Bezug auf Russland. Einige wollen die Rolle solcher Frontländer spielen, denen dafür notwendiger Weise zusätzlich zu helfen ist: entweder im Kriegsplan, oder in ökonomischer und finanzieller Hinsicht, je nach dem, was für den anderen vorteilhaft ist. Deshalb ist es sinnlos, diese Idee zu unterstützen, für sie gibt es keinerlei Gründe. Aber wer kann es sein, der daran interessiert ist, solche Ängste zu unterstützen. Ich kann nur eine Vermutung äußern.
Zum Beispiel, ist den Amerikanern die Annäherung Russlands und Europas nicht sehr willkommen. Das behaupte ich nicht, ich sage es als Annahme. Wir nehmen an, dass die Vereinigten Staaten ihre Führungsposition in der atlantischen Gemeinschaft aufrecht erhalten möchten. Dafür brauchen sie eine äußere Bedrohung, ein äußerer Feind ist dafür unbedingt erforderlich, um diese Führerschaft zu sichern. Der Iran reicht nicht aus – er ist nicht jene Bedrohung, die augenscheinlich sehr furchtbar wäre. Mit wem kann erschrecken, Angst erzeugen? Plötzlich ist die Krise in der Ukraine da. Russland ist gezwungen zu reagieren. Es kann sein, das wurde absichtlich inszeniert, ich weiß es nicht. Aber wir waren es nicht.
Lassen sie mich Ihnen etwas sagen – es gibt keinen Grund, Russland zu fürchten. Die Welt hat sich so sehr verändert, dass Leute mit klarem Verstande sich heute einen solchen großräumigen Militärkonflikt nicht vorstellen können. An uns liegt es, womit wir uns befassen, das versichere ich Ihnen.
P. Valentino: Aber Sie arbeiten doch mit den Vereinigten Staaten hinsichtlich des Irans zusammen, der Besuch Kerry wurde in diesem Sinne zu einem neuen Signal, oder ich irre mich?
W. Putin: Nein, Sie irren sich nicht, Sie haben Recht. Wir arbeiten nicht nur beim iranischen nuklearen Programm, sondern auch in anderen, sehr ernsten Richtungen zusammen. Obwohl sich die Amerikaner aus dem Vertrag über die Luftabwehr zurückgezogen haben, setzen wir den Dialog, der die Kontrolle über die Ausrüstung betrifft, immer noch fort..
Wir sind nicht einfach Partner, sondern ich würde sagen, wir sind Verbündeten in den Fragen der Nichtweiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen. Wir sind zweifellos Verbündete im Kampf gegen den Terrorismus. Es gibt noch andere Richtungen der Zusammenarbeit. Sehen Sie das Thema, über das Sie gesprochen haben, und dem die Ausstellung in Mailand gewidmet ist, das ist auch ein Bereich unserer gemeinsamen Arbeit. Wir haben in der Realität viele Probleme, bei denen wir die Zusammenarbeit fortsetzen.
P. Valentino: Wladimir, Vladimirovich, am 9. Mai hat Russland das 70-jährige Jubiläum des großen Sieges begangen, der sowohl Ihr Land als auch ganz Europa vom Nazismus befreit hat. Kein andere Land hat einen solchen blutigen Preis für diesen Sieg bezahlt, wie Russland, doch neben Ihnen auf dem Roten Platz waren keine Führer der westlichen Länder. I1 Corriere della Sera hat den Brief von Sylvio Berlusconi veröffentlicht, der die Abwesenheit dieser Führer kritisierte. Ich habe zwei Fragen, die damit verbunden sind: Betrachten Sie das als eine Erscheinungsform der Nichtachtung gegenüber dem russischen Volk? Und was bedeutet die Bewahrung der Erinnerung an den Großen Vaterländischen Krieg für die russische Identität heute?
W. Putin: Das ist keine Frage der Identität. Identität beruht auf der Kultur, der Sprache, der Geschichte. Der Krieg ist eine der tragischen Seiten unserer Geschichte. Wenn wir solche Tage begehen, festlich, aber auch traurig angesichts der Zahl der Leben, die in diesem Krieg verloren wurden, dann denken wir an die Generation, die unsere Freiheit und Unabhängigkeit möglich machte, an jene, die über den Nazismus triumphierten. Wir denken auch daran, dass niemand das Recht hat, diese Tragödie zu vergessen und vor allem deshalb, weil wir daran denken müssen dass sich nichts Ähnliches wiederholt. Und das sind keine leeren Worte, es ist keine Befürchtung, die aus der Luft gegriffen ist.
Wir hören heute Stimmen, die zum Beispiel darüber sprechen, dass es keinen Holocaust gab. Wir sehen, wie versucht wird die Nazis oder die Kollaborateure zu heroisieren. Das ist mit dem heutigen Leben doch verbunden. Der heutige Terrorismus in seinen vielen Erscheinungsformen ist dem Nazismus sehr ähnlich, und einen Unterschied im Wesen, gibt es eigentlich nicht
Ich denke mir, dass jene Kollegen, die Sie erwähnten, selbstverständ-lich Wahl hatten: nach Moskau zu kommen, um an den Feierlichkeiten teilzunehmen oder nicht zukommen, – sie haben angesichts der aktuellen komplizierten Konjunktur der internationalen Beziehungen es nicht einfach, sahen viele der ernsteren Faktoren nicht, die nicht nur mit der Vergangenheit verbunden sind, sondern auch mit der Notwendigkeit für unsere allgemeine Zukunft zu kämpfen, einfach nicht gesehen,
Aber das ist ihre Wahl, aber vor allem, ist es unser Feiertag, Sie verstehen? Wir haben bei uns die Veteranen aus sehr vielen Ländern der Welt gesehen: aus den Vereinigten Staaten, aus Großbritannien, aus Polen, aus einigen anderen europäischen Ländern. Eigentlich, sind sie alle auch die Haupthelden dieses Feiertages, und das war für uns das sehr wichtig. Wir erinnerten uns in diesen Tagen nicht nur an jene, die in der Sowjetunion gegen den Faschismus kämpften, wir sprachen über alle unsere Verbündeten, und erinnerten uns auch an die Teilnehmer des Widerstandes auch in Deutschland sowie in Frankreich als auch in Italien. Wir erinnern uns an alle und wir geben den Tribut der Achtung allen Leuten zurück, die nicht bedauerten gegen den Nazismus gekämpft zu haben.
Natürlich, verstehen wir ausgezeichnet allen, dass gerade Sowjetunion den entscheidenden Beitrag zu diesem Sieg leistete und die größten Opfer im Kampf mit dem Nazismus getragen hat. Für uns ist es nicht einfach ein militärischer Sieg, sondern auch ein moralischer Sieg. Verstehen Sie, fast in jeder Familie bei uns gab es Verluste, wie können wir das vergessen? Das ist unmöglich.
P. Valentino: Wir haben noch einige kurze Fragen.
W .Putin: Kurze Fragen wären wünschenswert.
L. Fontana: Sie sind der sehr populäre Führer in Russland, aber sehr oft bezeichnet man Sie im Ausland und sogar in Ihrem Land als autoritär. Warum ist es so kompliziert, sich in Russland in der Opposition zu befinden?
W. Putin: Was ist daran kompliziert? Wenn die Opposition beweist, dass sie mit den Herausforderungen umgehen kann, denen sich ein Distrikt eine Region oder das ganze Land gegenüber sieht, dann werden die Leute, denke ich, es immer bemerken.
Bei uns hat sich die Anzahl Menge der Parteien vervielfacht. In den letzten Jahren haben wir Möglichkeit der Gründung von politischen Parteien und ihrer Etablierung auf regionaler und nationaler Ebene liberalisiert. Das Problem besteht vor allem darin, ihre Kompetenz und Fähigkeit zu entwickeln, mit der Wählerschaft, mit den Bürgern, dem Volk zu arbeiten.
P. Valentino: Und warum werden dann mit den Vertretern der Opposition so selten Interviews in den wichtigsten russischen Fernsehsendern durchgeführt?
V. Putin: Ich denke, wenn sie etwas Interessantes zusagen haben, wird man sie öfter interviewen.
Und betreffs des politischen Kampfes – es ist uns bekannt, dass verschiedene Mittel im Kampf mit den politischen Rivalen verwendet werden. Man sehe sich nur die jüngere Geschichte Italiens an.
P. Valentino: Herr Präsident, Griechenland erlebt jetzt die sehr komplizierten Beziehungen mit Europa. Wenn Griechenland aus der Euro-Zone herausgehen wird, wäre Russland bereit, ihm politisch und ökonomisch zu helfen?
W. Putin: wir entwickeln unsere Beziehungen mit Griechenland unabhängig davon, ob es Mitglied der EU, der EURO-Zone, oder der der NATO ist. Wir haben sehr enge historische und gute partnerschaftliche Beziehungen mit Griechenland, deshalb ist das die souveräne Entscheidung des griechischen Volkes, in welchen sich Bündnissen, in welchen Zonen es sich befindet. Aber was geschehen wird, das wissen wir nicht, und deshalb jetzt, wie bei uns sagt, aus dem Kaffeesatz zu lesen, denke ich, wäre falsch oder sogar schädlich, sowohl für die griechische als auch für die gesamteuropäische Wirtschaft.
Für solche Wirtschaften, wie die griechische, gibt es bestimmte Schwierigkeiten, die aus den gesamteuropäischen Regeln resultieren. Sie können Drachme nicht abwerten, weil sie keine Drachme mehr haben, sie sind streng an Eurowährung gebunden. Ihre Grenzen sind für die europäischen Waren völlig offen, was den exportorientierten Wirtschaften einen entscheidenden Vorteil verschafft. Gemeinsame Entscheidungen werden bezüglich solcher Sektoren wie Landwirtschaft und Fischerei getroffen, in denen Griechenland gewisse Wettbewerbsvorteile haben könnte, aber dort gibt es ebenfalls Beschränkungen.
Ein anderer Vorteil, den Griechenland besitzt, ist natürlich der Tourismus, aber es gehört zur Schengen -Zone, und dort gibt es ebenfalls einige Beschränkungen. Wir haben mit der Türkei eine Übereinkunft zur Visafreiheit, und 5 Millionen russische Touristen haben dieses Land im vorigen Jahr besucht, während weniger als eine Million russischer Touristen in Griechenland waren – ich erinnere mich nicht ganz genau, es waren wohl nur etwa 300 Tausend. Aber dafür Griechenland bekommt die privilegierte Kreditgewährung, die Finanzunterstützung aus dem europäischen Staatsschatz und es hat Zugang zum europäischen Arbeitsmarkt. Es gibt also auch andere Vorteile ein Teil der gesamteuropäischen Familie zu sein.
Es ist nicht an uns hier in Russland zu entscheiden, was vorteilhafter für Griechenland ist, ich wiederhole, was für das Land einen Vorzug darstellt, ist das souveräne Recht des griechischen Volkes, natürlich im Dialog mit ihren wichtigsten Partnern in Europa.
P. Valentino: Zwei sehr kleine, letzte Fragen.
W. Putin: Bleiben wir hier bis zum Morgen?
P. Valentino: Wir sehen hier in diesem Raum vier russische Kaiser. Aber welche historische Figur, welche Person, inspiriert Sie am meisten?
W. Putin: Wissen Sie, man stellt mir diese Frage ziemlich oft. Ich ziehe es vor, ihr auszuweichen, weil in diesem Zusammenhang allerlei Interpretationen beginnen (Gelächter). Deshalb würde ich vorziehen so zu antworten: ich bemühe mich, keine Götzenbilder für mich zu schaffen.
Ich bemühe mich – vielmehr, ich bemühe mich nicht, sondern ich lasse mich eben von den Interessen des russischen Volkes in seiner Arbeit, ausgehend von allem, was sich in der vorhergehenden Zeit angesammelt hat, leiten und richte mich nach den Bedingungen unseres Lebens in den heutigen Tagen. Und dabei bemühe ich mich unbedingt, darauf zu schauen, wie unser Leben, unsere Wirtschaft, die Politik, vor allem die Innenpolitik, also natürlich auch die Außenpolitik, in der mittelfristigen und langfristigen strategischen Perspektive entwickeln und gestaltet werden.
Es gibt viele nachahmungswerte Beispiele sowohl in unserer und der europäischen Geschichte, als auch in der Weltgeschichte. Aber alle diese Menschen – sie lebten und arbeiteten unter bestimmten Bedingungen. Das Wesentliche ist, ehrlich zu sich selbst zu sein und zu den Menschen, die einem diese Arbeit anvertraut haben.
L. Fontana: Und die letzte Frage: was bedauern Sie am meisten in Ihrem Leben, was betrachten Sie als Fehler, den Sie niemals mehr wiederholen möchten?
V. Putin: Ich will ganz offen zu Ihnen sein, ich kann mich jetzt an derartiges nicht erinnern. Offenbar hat Gott mein Leben so aufgebaut, dass ich nichts zu bedauern habe.
Erwiderung: Sie sind ein glücklicher Mensch.
W. Putin: Das bin ich. Gott sei Dank.